LEHMAUFBEREITUNG (2)

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"MAGERER" UND "FETTER" LEHM

Beim Ausgangsmaterial Lehm unterscheidet man mehrere Eigenschaften, die sehr entscheidend für die spätere Verwendung und Verarbeitung sind.
Der Unterschied zwischen magerem und fettem Lehm ist der Tongehalt und damit die Bindekraft. Wissenschaftlich genormt (Deutschland: DIN 18952/ Blatt 2) ist magerer Lehm mit einer Bindekraft von 50 - 110 g/cm², fast fetter Lehm mit 111 - 200 g/cm², fetter Lehm mit 201 - 280 g/cm² und sehr fetter Lehm mit 281 - 360 g/cm² (Siehe Tab. 01). Alles über 360 g ist so fett, daß der Energieaufwand für die Aufbereitung in keinem Verhältnis mehr zu den Gesamtkosten stünde. Ein Lehmbaufachmann kann die Unterschiede alleine durch das Berühren und Kneten der verschiedenen Lehme feststellen. Beim Lehmbau muß man noch immer viel mit Erfahrung und Gefühl arbeiten, daher sind auch Ausgangsstoff und verarbeitetes Endprodukt bis heute kaum normierbar. Die einzigen genormten Rohstoffe werden von Ziegeleien oder speziellen lehmverarbeitenden Firmen hergestellt und sind zum Beispiel Lehmsteine (Wienerberger) oder Lehm-Fertigteile.

FRÜHERE METHODEN

Die Aufbereitung des Lehms aus der Lehmgrube ist einer der wichtigsten Vorgänge beim Lehmbau. Da das Ausgangsmaterial selten die richtige Mischung für die vorgesehene Verarbeitungsart hat, muß es entweder "gemagert", d. h. der Tonanteil ist zu hoch und muß durch Zugabe von Fein- oder Grobsand reduziert werden, oder "gefettet" werden, d. h. durch Zugabe von Ton oder stark tonhaltiger Erde wird die Bindekraft des Lehms erhöht. Für diesen Vorgang verwendete man früher oft nur einen größeren Bottich und verschiedene Werkzeuge, mit denen die Lehmklumpen einfach zerschlagen wurden. Später erleichterte man sich die Arbeit mit diversen Geräten, z. Bsp. einer Lehmmühle. Sie bestand aus einem ca. 120 cm hohem Kasten, in den man oben die zu vermischenden Erden einfüllte. Ganz oben befand sich ein auskragender Drehhebel, der meist von einem Pferd, welches im Kreis um die Lehmmühle lief, gedreht wurde. Im Inneren befanden sich mehrere Rechen, die die Erdbrocken zerdrückten und eine homogene Mischung herstellten, die unten entnommen werden konnte. Ebenso verbreitet war das Räderwerk auf einer Mischbühne, wobei einfach in einer großen, runden Grube ein Wagen mit 2 Rädern und Gewichten von Pferden im Kreis gezogen wurden. Dieses Gerät war zwar platzaufwendiger, konnte aber ein Vielfaches einer Lehmmühle in derselben Zeit herstellen.

HEUTE GÄNGIGE TECHNIKEN

Die Techniken, mit denen dieser zeitaufwendige Vorgang heute durchgeführt werden kann, sind sehr vielseitig. Eine handelsübliche Bodenfräse, wie sie zum Auflockern der Bodens verwendet wird, ist ebenso gut brauchbar wie ein Tellermischer oder ein Trogmischer. Spezielle Geräte, die besonders schnell gute, homogene Mischungen ohne viel Personalaufwand herstellen, sind natürlich auch zu bekommen, aber meistens sehr teuer (z. Bsp. Lehmmischgerät der Fma. Heuser aus Höhr-Grenzhausen, Deutschland, mit einem Fassungsverm. von 400 Litern).
Für die Erdzerkleinerung, die vor dem Mischen oft notwendig ist, kann man ebenfalls aus mehreren Varianten wählen, wie den Erdzerkleinerungsgeräten von Ceratec (ca. 2,5 m³/h) oder Royer (ca. 3,75 m³/h).
Für die Erzeugung von Lehmschlämme, wie man sie für die Herstellung von Leichtlehmziegeln oder -wänden benötigt, verwendet man am Besten eine Estrichmaschine oder einen Zwangsmischer. Eine handelsübliche Mörtelmischmaschine ist dafür nicht geeignet, da bei diesem Gerät die Mischung nur im Kreis bewegt wird und sich um die Mischschaufeln "verklumpt".